- politisches Theater
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Theater, dessen Aufgabe vornehmlich politische Agitation ist, demgegenüber die künstlerischen Mittel eher dienende Funktion haben. Dramen mit politischer Thematik gibt es schon seit der antiken griechischen Tragödie und Komödie. Politisches Theater im eigentlichen Sinn beginnt jedoch erst mit dem russischen Revolutionstheater, bei E. Piscator, auf dessen Buch »Das politische Theater« (1929) die Bezeichnung zurückzuführen ist, mit dem Agitproptheater (Arbeitertheater) und dem Zeitstück gegen Ende der 1920er-Jahre. Politisches Theater sind die Lehrstücke B. Brechts (1929-30) und in Frankreich die Dramen J.-P. Sartres und A. Camus'. Das Dokumentartheater, das schon mit E. Piscator einen Höhepunkt erreichte, erlebte in der Bundesrepublik Deutschland der 1960er-Jahre einen neuen Aufschwung (u. a. R. Hochhuth, P. Weiss, H. Kipphardt, G. Grass). Ende der 60er-Jahre diente auch das Straßentheater der politischen Agitation. In den USA gab es daneben politisches Theater im Rahmen der Black-Power-Bewegung. In der Gegenwart bekennen sich neben einzelnen Ensembles (Théâtre du Soleil, Paris, La commune, Mailand u. a.) auch Theater in Afrika (Arabien, Schwarzafrika), Asien und Lateinamerika zur Tradition des politischen Theaters.S. Melchinger: Gesch. des p. T., 2 Bde. (Neuausg. 1974);G. Burger: Agitation u. Argumentation im p. T.Die San Francisco Mime Troupe u. Peter Schumanns Bread-and-Puppet-Theater als zwei komplementäre Modelle aufklärer. Theaters (1993).
Universal-Lexikon. 2012.